Pressespiegel
Die beiden gibt es nur im Doppelpack
18.5.2021
HEILBRONN Diana Spacher und Belmin Zahiragic machen alles gemeinsam – auch ihre Arbeit
Von unserem Redaktionsmitglied Katrin Draskovits
Es gibt Pärchen, die brauchen Abstand zueinander, haben einen Rückzugsraum in der gemeinsamen Wohnung oder fahren getrennt in den Urlaub. Nicht so Diana Spacher und Belmin Zahiragic. Denn die beiden machen wesentlich mehr gemeinsam als andere Paare: ihre Altenpfleger-Ausbildung etwa. Und als sie diese zusammen abgeschlossen hatten, war klar: Auch der Job sollte der gleiche sein. Zum Vorstellungsgespräch kamen sie deshalb zu zweit – mit Erfolg.
Die Geschichte ihres Kennenlernens ist die von vielen anderen Pärchen auch: Durch Freunde vorgestellt worden, sich dann besser kennengelernt und schließlich 2015 zusammengekommen. Damals war Belmin Zahiragic mitten in seiner Ausbildung als Kaufmann für Büromanagement. „Er war aber furchtbar unzufrieden damit“, erzählt Diana Spacher. „Wenn er nach Hause kam, dann war er oft wirklich schlecht gelaunt.“
Lehrjahre 2009 wurde bei Zahiragic eine Herz-Klappen-Rhythmusstörung festgestellt. „Im ersten Ausbildungsjahr habe ich deshalb viel gefehlt und es auf eigenen Wunsch wiederholt“, erzählt er. Doch weitere gesundheitliche Rückschläge sorgten dafür, dass er wieder viel Stoff verpasste. „Ich hatte das Gefühl, dass es deswegen auf der Arbeit viele Vorurteile gab“, sagt er.
Nach einem Urlaub mit seiner Freundin beschloss er deshalb, seine Ausbildung abzubrechen. Doch was dann? „Ich fand Handwerk cool, aber ich hab‘ zwei linke Hände“, erzählt Zahiragic und lacht. Also arbeitete er einige Zeit bei einem Sicherheitsdienst, bis seine Freundin zu ihm sagte: „Versuch es doch mal mit der Pflege.“
Dieser Satz änderte alles, auch wenn es den beiden damals noch nicht klar war. „Er hatte schon echt Vorurteile gegen den Beruf des Altenpflegers“, erzählt Diana Spacher. „So à la wir wischen nur Hintern ab. Dabei hat der Beruf so viele Seiten.“ In Diana Spachers Familie gibt es viele mit einem Pflegeberuf. „Mir liegt das quasi in den Genen, ich konnte mir nie was anderes vorstellen“, erzählt sie. Mit dieser Leidenschaft überzeugte sie ihren Freund, ein dreimonatiges Praktikum in Weinsberg zu beginnen. „Ich hatte am Anfang echt Berührungsängste“, sagt er. Aber nach zehn Tagen „war es schon Alltag und ich habe gemerkt: Das ist was für mich.“
Leidenschaft Die beiden machten sich auf die Suche nach einem Ausbildungsplatz. Die Voraussetzung war klar: Es gibt sie nur im Doppelpack. „Wir wissen, wir können gemeinsam alles schaffen“, sagt Diana Spacher. So schafften sie auch das Vorstellungsgespräch in der Schule für Altenpflege gemeinsam – und wurden angenommen. Von Konkurrenz während der Ausbildung wollen die beiden nichts hören. „Wir ergänzen uns in allem super, ihre Stärken sind meine Schwächen und umgekehrt“, sagt Belmin Zahiragic. Diana Spacher stimmt dem zu. „Wir haben uns viel eher aufgemuntert“, sagt die 23-Jährige – und gepusht“, ergänzt ihr Freund.
Dass die beiden ihren Beruf als Altenpfleger lieben, hört man jedem ihrer Worte an. „Ich bekomme dort was zurück, ein Lächeln, ein Danke“, beschreibt der 24-Jährige. „Es ist so ein erfüllender Job und am Ende des Tages weiß ich, ich hab was Gutes getan. Das hat sich bei meiner ersten Ausbildung im Büro überhaupt nicht so angefühlt.“
Als sie ihre Ausbildung im Oktober 2020 erfolgreich abgeschlossen hatten, war ihnen klar: Auch den Job wollen sie gemeinsam meistern. Dass das funktionieren kann, bewiesen die beiden in ihrem Nebenjob bei einem Sicherheitsdienst – den sie natürlich gemeinsam machten und immer noch machen.
Vorstellungsgespräch Und so wählten sie einen eher ungewöhnlichen Weg. Sie gingen einfach mal so zur Diakonie in Heilbronn, „denn eine Kollegin hat so viel Gutes über den Chef und die Stimmung erzählt“, erinnert sich Diana Spacher. Dort hat sich Geschäftsführer Gerald Bürkert die beiden angehört. Auch für ihn war es kein Alltag. „Ich fand es von den beiden eine tolle Initiative, einfach bei uns zu klingeln“, erinnert er sich. „Das hat mich schon fasziniert.“ Dass es die beiden nur im Team gibt, war für Bürkert kein Problem. „Da gibt es kein richtig oder falsch, die Frage ist doch, ob beide motiviert sind“, sagt er. Und sie konnten ihn von sich überzeugen.
Das Pärchen arbeitet in zwei getrennten Teams, „falls es dann doch mal Ärger gibt“, sagt der Chef und lächelt. Urlaube und Wochenenden hat das Paar immer gemeinsam frei. „Wir sind als familienfreundlicher Betrieb zertifiziert“ erklärt Bürkert. „Der Job hier ist manchmal schwer. Deshalb ist es unglaublich wichtig, dass wir es unseren Mitarbeitern so angenehm wie möglich machen, damit sie motiviert sind.“ Von ihrem Chef sind die beiden mehr als begeistert. „Er ist wirklich der Beste“, sind sich beide einig. Durch eine Verkürzung der Probezeit habe er ihnen etwa ermöglicht, früher ein Eigenheim zu finanzieren. Jetzt ziehen die beiden bald nach Bretzfeld.
Mit der Zweisamkeit wird es jedoch bald zu Ende gehen. Und das mit dem Traum vom Ankleidezimmer in der neuen Wohnung wird wohl auch noch etwas dauern: Gegen Ende des Jahres werden die beiden Nachwuchs bekommen.